Europianos glanzvoller, aber nicht leichter Weg

Gedanken zum 35. Jahrestag seiner Gründung
Alte Hasen wissen es, die jungen sollten es sich merken: Europiano, die Europäische Union der Klavierbau-Fachverbände, wird 1985 35 Jahre alt, gegründet 1950 an der Fachschule für Musikinstrumentenbau auf schweizerische und niederländische Initiative hin. Im damals noch unter dem Eindruck der Nachkriegswehen stehenden Europa stand das mit Begeisterung fundierte Werk trotzdem auf schwachen Füßen. Die Niederländer schieden aufgrund einer personellen Krise in der Führungsspitze aus. Tragende Säule blieb weiterhin der Schweizer Fachverband, ungebrochen in ihrer Festigkeit mit Kollegen wie Albert Hafner, Hans Ramseyer, Armin Jacobi und auch schon Oswald Sasso. Stuttgart und seine heißen Sommertage des Jahres 1958 brachten die Wende. Das Ergebnis: Im Oktober des gleichen Jahres wurde der Bund Deutscher Klavierbauer gegründet, und dies wieder an der Fachschule Ludwigsburg mit Studienrat Karl Jung als Geschäftsführer des Europäischen Verbandes der Klavierfachleute und Stimmer. Von nun an ging's bergauf. Es kamen die Jahre mit den großen internationalen, weit über Europa hinaus reichenden Begegnungen von Rorschach 1959 (Schweiz) und Remscheid 1960 (Deutschland) und zu den unvergessenen Tagen auf der Bodenseeinsel Mainau 1962. Inzwischen war der Name Europiano geboren, Oswald Sasso wurde sein Repräsentant, sprachgewaltig, fachkundig und humanistisch in seiner Ausstrahlung. Europiano begann zu wachsen. Die Fachverbände von Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, Italien und Norwegen gaben Europiano erst richtig ein europäisches Gesicht, dies noch aufgehellt durch viele Einzelmitglieder aus fast allen ost-westeuropäischen Ländern, die Kollegen aus der DDR im Geiste und herzlicher Verbundenheit dabei. Nun folgten herrliche Stationen des Zusammenseins, der große Kongreß von Berlin 1965 und in den folgenden Jahren verbinden sich mit ihnen Namen wie Paris, Kopenhagen, Bozen, Wiesbaden, Biel, Wien, London, Evreux, Karlsruhe, Helsinki, Ales und Ancona. Europiano steht nun auf ganz festen Füßen. Die Zahl seiner Mitglieder wächst ständig. Europiano, ein klangvoll pianistischer Name, besitzt Anerkennung im Musikleben und bei Fachkreisen in der Welt Beziehungen zu den Fachverbänden in USA und Japan werden hergestellt Gerungen wird beständig um die Fachverbände in den Reststaaten Europas, vor allen um den von England. Man sieht es bleibt noch viel zu tun, um voll und ganz europäisch zu sein. Oswald Sasso hat sich besonders darum verdient gemacht die Kontakte zu diesen „Problemfallen" herzustellen und aufrechtzuerhalten; Hanns Quispel (Rotterdam) als sein Nachfolger tat es ihm gleich, und für Fritz Grossenbacher (Schweiz) als jetzigen Präsidenten gibt es noch viele Aufgaben zu lösen. Er darf dabei auf die Mitarbeit der nationalenVerbände rechnen, die sich im Laufe der Zeit ihrer Existenz zu kraftvollen, leistungsstarken und recht dynamischen Organisationen entwickelt, sich dabei stets solidarisch verbunden fühlend mit der europäischen Mutterorganisation Europiano, der sie viel zu danken haben. Stolz ist mann besonders darauf, daß die jungen Fachleute diese von den „Alten" gegründeten Organisationen annehmen und in ihnen aktiv mitarbeiten. Auch für 35 Jahre Europiano und seine kommende Zeit gilt zurück- und vorausschauend: Vivos voco, Mortuos plango, Fulgura frango, d.h. in der Wir-Form: Wir rufen die Lebenden, wir trauern um unsere Toten und wir brechen die Blitze, die Probleme, die vor uns liegen.
hg.

Grundungsversammelung 1978 The Presidents of Europiano Associations iat Lago Maggiore Fritz Grossenbacher Präsident seit 1982